Grenzen zwischen staatlicher Souveränität und Konzern-Herrschaft

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Wer sich mit globalen Fragen, Entwicklungsökonomie oder den Nord-Süd-Beziehungen beschäftigt, kennt diese zwei Aussagen seit Langem: Reichtum und Macht einiger weniger transnationaler Konzerne gehen weit über Reichtum und Macht vieler Staaten dieser Welt hinaus. Und: Vielerorts sind jene transnationalen Konzerne die Instanz, die de facto anstelle eines Staates Macht ausübt (Neo-Kolonialismus, Landgrabbing, Wasserprivatisierung, etc.).
Wie der Einleitungssatz schon suggeriert: Bei diesem Phänomen denken wir gerne zuerst an einkommensschwache Gesellschaften im globalen Süden.

Dass das Phänomen keine Grenzen kennt, zeigt sich uns heute bei unserer Fahrt von Proschim aus weiter Richtung Süden: Die vom Energiekonzern schon gekauften und in Beschlag genommenen Flächen für die zukünftige Vermondlandschaftung sind ein reines “Vattenfall-Country”, aus dem sich der Staat zurück gezogen zu haben scheint:

  • Vormals staatlich betriebene Straßen sind auf einmal als Werkstraßen (also Eigentum des Konzerns) beschildert – Benutzung auf eigene Gefahr. Auf eigene Gefahr? Welche Alternative zum gewohnten Weg von A nach B soll es denn geben, wenn hier immer nur eine (öffentliche, staatliche) Landstraße verlief? An der Qualität des Belags wird die Privatisierung und das Desinteresse des Konzerns an einer Instandhaltung sichtbar. Wozu auch: Hier wird ja bald alles vom Erdboden verschwunden sein. Insbesondere die Oberfläche des Radwegs zeugt von dieser Vernachlässigung alldessen, was nicht unmittelbar profitbringendes Konzerninteresse ist.
  • Selbiges gilt für die Gebäude auf dem Gebiet – ganze schon entvölkerte “Wüstendörfer” verfallen hier.
  • Eigens angestellte Sicherheitsfirmen bewachen das Gebiet. Das staatliche Gewaltmonopol der Polizei ist hier aufgeweicherter als sonst schon anderswo.
  • Überall prangt das Vattenfall-Logo. Besonders eindringlich wirkt dies auf jedem einzelnen Wagon eines vorbeifahrenden Güterzuges.
  • In den Randgebieten des zukünftigen Tagebau-Lochs ist alles um so hübscher: Neue Gehwege, Blumenbeete auf den Hauptplätzen der Dörfer, rausgeputzte Kinderspielplätze, “Kunstwerke”, die allesamt mit Braunkohletagebau-Maschinerie zu tun haben. Und auf dem ein oder anderen Artefakt prankt ein Logo des Konzerns, der hier in den Randgebieten die alte Masche abzieht, mit kleinen, sichtbaren Aufhübschungen im Ortsbild die Bevölkerung auf seine Seite zu ziehen.

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