Selbstverständnis

Weil wir alle verschiedene Vorstellungen und Erwartungen vom Leben haben und sehr unterschiedlich gestrickt sind, hat die Ecotopia Biketour versucht, ein paar Punkte – nennen wir sie Selbstverständnis – aufzustellen, die uns ein wohlwollendes und schönes Miteinander erleichtern können und die dafür sorgen, dass wir alle ähnliche Erwartungen an dieses Projekt haben. Dass jede*r seine*ihre Ideen einbringen kann und verschiedene Ansichten bis zu einem gewissen Grad Platz haben, ist klar – folgende Themen sollten aber alle als unsere gemeinsamen Grundsätze akzeptieren:

HORITZONTALE ORGANISATION

Biketour ist eine nicht-hierarchische Community und es ist die Verantwortung aller, diesen Grundsatz umzusetzen. Entscheidungen und Problemlösungen werden im Konsensprinzip gefunden. Viele von uns haben keine Erfahrung mit dieser Art von Kommunikation, also sei dir bitte bewusst, dass diese Struktur am Besten funktioniert, wenn alle konzentriert zusammen arbeiten und konstruktive Vorschläge für konkrete Probleme machen. Wir versuchen stets die Balance zwischen einer effektiven Entscheidungsfindung in der Gruppe und den persönlichen Bedürfnissen und Freiheiten aller Teilnehmenden zu finden.
>consensus

Ecotopia Biketour ist selbst-organisiert. Die Tour wird von einer offenen Gruppe ehemaliger Teilnehmenden und allen anderen, die mithelfen wollen vorbereitet. Unterwegs gibt es idealerweise keinen Unterscheid zwischen OrganisatorInnen und Teilnehmenden. Diejenigen, die die Tour vorbereitet haben versuchen ihr Wissen mit anderen Teilnehmenden zu teilen so dass wir alle wissen wie wir die Biketour am Laufen halten können. Alle sind eingeladen mit bei der Organisation der Biketour zu helfen. Mach mit!
>how it’s prepared >get involved

Unterwegs werden alle Aufgaben auf freiwilliger Basis geteilt. Alle können wählen ob und wann sie einen Anhänger mitziehen, das gemeinsame Geld verwalten oder das Kochen übernehmen.
>tasks and rota

Ecotopia Biketour is vielsprachig. Es ist die Verantwortung aller, dass alle alles verstehen. Es gibt die Möglichkeit, die Plena in unterschiedlichen Sprachen abzuhalten. In der Vergangenheit ist Englisch die meist die dominante Sprache auf der Biketour gewesen, aber wir sind für eine sprachliche Vielfalt, sodass sich auch jene, die nicht so gut Englisch sprechen, wohlfühlen und kommunizieren können.
>circles

SAFER SPACE

Auf der Biketour versuchen wir eine diskriminierungsfreie Umgebung zu schaffen, wo jegliche Diskriminierung auf Grund des (wahrgenommen) Geschlechts oder der sexuellen Orientierung, der Klasse, der „Rasse“ oder körperlicher sowie geistiger Beieinträchtigung nicht toleriert ist. Die Biketour, genauso wie anderswo, ist nicht frei von Diskriminierung, aber diese sollte auf offene und konstruktive Art und Weise diskutiert und bekämpft werden. Wir wollen, dass die Leute offen sind, zuzuhören und zu lernen. Obwohl jede_r bei der Biketour dabei sein kann, ist sie nicht offen für Leute die ständig repressives Verhalten zeigen. Die Biketour will die Teilnehmenden vor allen Arten von Unterdrückung und Diskriminierung schützen.

Es ist uns wichtig, dass weder die Privatsphäre von Teilnehmenden verletzt wird, noch die von Projekten oder Gruppen die wir besuchen. Fotografieren und Filmen muss vorher mit den Beteiligten abgesprochen werden und es sollten keine Fotos und Videos ins Internet (insb. Facebook) gestellt oder anderweitig veröffentlicht und versendet werden, ohne das ausdrückliche Einverständnis aller abgebildeten Personen.
>Photosharing

Da die Gruppe oft sehr bunt gemischt ist, sollten die Teilnehmenden sich bewusst sein, dass sie alle unterschiedliche Prägungen und Hintergründe haben und sowie variierendes aktivistisches Engagement, was ihre Einstellung beeinflusst. Wir versuchen alle herrauszufinden, welche Werte und Regeln am Besten für die Biketour und auch für die gesamte Gesellschaft funktionieren. Wir haben extrem komplexe Persönlichkeiten. Wenn du also in einer Angelegenheit, die dir wichtig ist, mit jemandem nicht einverstanden bist, heißt das nicht, dass ihr nicht trotzdem tolle und inspirierende Gemeinsamkeiten finden könnt.

NIEDERSCHWELLIGKEIT

Die Biketour möchte Möglichkeiten zur informellen Bildung anbieten. Auch dazu sollten alle beitragen, denn nur durch die Beiträge der Teilnehmenden geht diese Idee auch auf. Wenn du also denkst, einen „workshop“ zu einem speziellen Thema geben zu können oder eine Fähigkeit oder Wissen zu teilen, bist du mehr als Willkommen, das zu tun!
>skill-sharing

Jede_r sollte an der Biketour teilnehmen können. Deswegen sind im „Ecotopia-Radl-Style“ die Strecken kurz gehalten und wir versuchen es allen zu ermöglichen, in ihrem eigenen Tempo zu fahren (zum Beispiel indem einige vorraus fahren um den Weg zu markieren). Wir unterstützen einander beim fitmachen und reparieren unserer Räder.
>on the road

Wir lehnen das momentane Wirtschaftssystem ausdrücklich ab und bevorzugen stattdessen Alternativen die unseren Werten entsprechen. Wir wollen die Teilnahme niederschwellig halten – auch im Bezug auf Geld. Aus diesem Grund wird das Geld in Form einer anonymen, vorgeschlagenen Spende von 3-5 EUR pro Tag (oder dem entsprechend in anderen Währungen) gesammelt. Diese Spende ist freiwillig und Leute, die weniger oder gar nichts geben können, sind ebenso willkommen. Diese durchschnittlichen täglichen/wöchentlichen Biketour-Kosten sind schwierig einzuschätzen, da Wärungen schwanken, wirtschaftliche Umstände wechseln jedes Jahr und wir durch Regionen mit sehr unterschiedlichen Kosten und Einkommen fahren.

Auch, ob Menschen an-, ab- und mit uns reisen können ist stark durch wirtschaftliche Ungleichheit beeinflusst. Deswegen können je nach Möglichkeit Reiskosten  erstattet werden, während der Tour und zu den Vorbereitungen für das nächste Jahr.

Die Ecotopia Biketour ist eine non-profit-Organisation die von Freiwilligen getragen wird. Alles Geld, das wir sammeln wird verwendet um Kosten während der Tour und der Vorbereitungen.

NACHHALTIGKEIT

Als gelebtes Beispiel von Nachhaltigkeit fördert die Ecotopia Biketour diese Idee. Wir reisen mit Rädern, da diese eines der umweltfreundlichsten Transportmittel sind. Wir verbreiten unsere Lebensphilosphie indem wir unseren Blog schreiben, Info-Abende veranstalten, Flyer verteilen, mit den lokalen Medien reden und vielleicht inspirieren wir einige Leute die wir unterwegs treffen. Wir nehmen an Aktionen teil, die von lokalen Gruppen organisiert werden und haben immer Lust, selbst verschiedene Aktionen auszuhecken

Wir versuchen unseren Müll so viel wie möglich zu reduzieren, wiederzuverwenden und zu recyceln – zum Beispiel indem wir versuchen keine Plastiktüten beim Einkaufen zu nehmen, Essen ohne Verpackung zu kaufen. Wir wollen so wenig wie möglich für zukünftige Archeolog_innen hinterlassen. So gut wie alles, was wir benutzen kann entweder im Müll gefunden werden oder gebraucht gekauft werden. Dinge nicht zu kaufen ist am Ende immer die beste Option. (Unsere selbstgemachten Rocketstoves sind dafür ein gutes Beispiel.)
>rocket stove

Alles gemeinschaftliche Essen auf der Fahrradtour ist vegan, was für die meisten Teilnehmenden passt und was auch unser Umwelt- und ethisches Bewusstsein im Bezug auf die Ernährungsweise ausdrückt. Fleischesser_innen und andere Nicht-Veganer_innen sind wilkommen, aber wir kaufen keine nicht-veganen Sachen von der Gemeinschaftskasse.
>veganism

Wenn wir nicht ausreichend Essen in den Containern finden, wollen wir lokale Bäuer_innen und kleine Läden unterstützen, da industrielle Landwirtschaft und Supermarktketten viele soziale und Umwelt-Probleme verursachen. Bitte kauf das Essen von kleinen Läden oder direkt vom Bauernhof. Klein aber fein!
>dumpster-diving

Wir versuchen selbst-gehostete und freie Open-Source-Software zu benutzen, um großen Unternehmen und Regierungen nicht unsere Daten zur Verfügung zu stellen für Profit, Überwachung und Repression.
>online tools

MITFAHREN

Wir begrüßen es, wenn du kein Flugzeug nimmst um bei der Biketour mitzufahren. Obwohl es unter den verschiedenen Verkehrsmitteln die schlimmsten Auswirkungen auf die Umwelt hat, wird das Fliegen immer beliebter. Wir versuchen über alternative Reiswege zu und von der Radtour zu informieren. Natürlich bist du immernoch willkommen mit uns zu radeln, wenn zu uns fliegen musst.
>one less plane >how to get there

In größeren Gruppen brauchen die Leute Zeit um sich kennen zu lernen. Neue Teilnehmende brauchen Zeit um sich in die Gruppe zu finden und um die Selbst-Organisations-Abläufe kennen zu lernen. Deswegen wäre es schön, wenn du mindestens 1-2 Wochen bleiben würdest um ein aktives Mitglied der Gruppe zu werden. Kürzer ist aber auch in Ordnung.

Diese Richtlinen haben sich über 27 Jahre Erfahrungen hinweg entwickelt und die tausenden Menschen, die bei der Biketour dabei waren sind alle ein Teil davon. Wir sind immer offen für neue Ideen und Vorschläge um diese Prinzipien zu verbessern – um die Biketour zu einem Beispiel zu machen für die sozialen und politischen Werte, die wir alle teilen.

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